
Schon der Hammer vom September 2018 hat Beiträge unter dem Titel Seismographien versammelt, die Veränderungen in den sozialen, ökonomischen und ideologischen Netzwerken in und über Österreich hinaus dokumentieren und kommentieren. Das Interesse an jener Ausgabe war überwältigend, von vielen Seiten wurde der Wunsch nach einer Fortsetzung geäußert. Aus einem kleinen Ausschnitt einer großen Anzahl von Veröffentlichungsangeboten konnte diese erste Fortsetzung entstehen.
Warum die »Bewegung« von Sebastian Kurz vor allem durch ihre Leere und Inhaltslosigkeit funktioniert; wie man zeitgenössischen Diskursmüll bearbeiten kann; weshalb ein Blick auf das Brüsseler Reiterstandbild von Leopold II. gegenwärtige Entwicklungspolitik in Zweifel zieht; wozu man im Duden nachschlagen sollte, bevor man PolitikerInnen neue Begrifflichkeiten abkauft – das erkunden Thomas Stangl, Almut Tina Schmidt, Christoph Ransmayr und Barbara Frischmuth. Sie stehen ein für ein gutes Maß an Beständigkeit: gegen leere Versprechungen wie Jetzt oder nie oder zweifelhafte Zukunftspläne einer »illiberalen Demokratie«, aber auch für eine kritische Auseinandersetzung mit der europäischen Geschichte.
Der Hammer ist übrigens 100 Ausgaben alt geworden und beweist somit ebenfalls Beständigkeit. Die Zeitung der Alten Schmiede zeigte Vielfältigkeit: meist in Zusammenhang mit dem Programm der Alten Schmiede widmeten sich die Ausgaben der Porträtierung von österreichischen und internationalen Autoren und Autorinnen oder auch einzelner Bücher; sie standen, oft verbunden mit dem Festival Literatur im Herbst, im Zeichen eines Länder- oder Themenschwerpunkts; sie berichteteten über AutorInnenprojekte oder ihre Texte waren Ergebnisse dieser Projekte; sie beschäftigten sich mit Fragen des literarischen Diskursraums oder des Literaturbetriebs; versammelten ausgewählte Gedichte samt Kommentierung. Nicht zuletzt berichteten auch einige Ausgaben aus der Musikwerkstatt der Alten Schmiede. Bei all dem ist es sicher bemerkenswert, dass die Texte zum größten Teil von Schriftstellerinnen und Schriftstellern stammen.
Auch die gesellschaftspolitische Positionierung des Hammer und der Alten Schmiede ist nicht neu: sie entstammt den Prinzipien der notwendigen Widerständigkeit gegen den Verfall – oder gar Abbau – und das Schlechtreden demokratischer und rechtsstaatlicher Strukturen; gegen das Errichten von Meinungsmonopolen und von Ausgrenzungsdiskursen; gegen alle Formen von Inhumanität und Obskurantismus. Für ein eigenständiges und großherziges Denken. Und immer: für die Literatur.
Der Dank gilt allen Beiträgerinnen und Beiträgern, die das ermöglichen, hoffentlich weiterhin. Auf die nächsten 100 Hämmer!
Daniel Terkl