Ermunterungsbrief November/Dezember 2018
Liebe Leserin, lieber Leser,
wo sich Debatten in »Echtzeit« im reflexhaften Pro oder Contra erschöpfen, tritt die reflexive Langsamkeit von Literatur und Philosophie umso deutlicher als Stärke hervor. Besondere Beispiele dafür geben die Veranstaltungen am Übergang in den Dezember:
Hannes Bajohr und Jörg Piringer rücken vorgefundenem Sprachmaterial mittels Algorithmen buchstäblich auf den Leib: Politikerreden, Grimm’sche Märchen, Chats und Tweets werden durchsucht, gefiltert, neu arrangiert, bis zugrunde liegende Ordnungsmuster und Denkweisen kenntlich werden. Zugleich wird erahnbar, wie sehr die digitalen Systeme, mit denen wir uns umgeben, unser Sprachverständnis prägen – in Lesung und Performance am 28.11.
Satire und Sarkasmus waren bevorzugte Mittel von Werner Koflers (1947–2011) sprachmächtigen Widerreden gegen die gesellschaftlichen Verhältnisse. Aus Anlass der ersten Werkausgabe liest und kommentiert am 29.11. Antonio Fian, der mit Werner Kofler mehrere Hörspiele geschrieben hat und lange mit ihm bekannt war, ausgewählte Texte. Danach stellen die HerausgeberInnen Wolfgang Straub und Claudia Dürr die kommentierte Werkausgabe vor und sprechen über Musik und Musikalität in Koflers Prosa. Markus Köhle verleiht den Texten vortragend Präsenz.
Am 1.12. gastiert das Flüchtlingsprojekt Ute Bock mit der Benefizveranstaltung Bock auf Prosa in den Räumlichkeiten der Alten Schmiede. Es lesen Luna Al-Mousli, Omar Khir Alanam, Robert Prosser, Julya Rabinowich, Eva Rossmann, Gerhard Ruiss, Eva Schörkhuber. Die Veranstaltung sei hiermit nachdrücklich empfohlen (Tickets im Vorverkauf 8 Euro, an der Abendkassa 10 Euro; erhältlich via viennaticket.at).
Als Philosoph bereichert Rudolf Burger die gesellschaftlichen Debatten seit Jahrzehnten um wohldurchdachte streitbare Positionen. Zu seinem 80. Geburtstag porträtiert eine Festschrift multiperspektivisch von, für und gegen Rudolf Burger seine angewandte Kunst des Denkens, wie der Band mit Texten von Wegbegleitern titelt. Am 3.12. wird sie zur Basis für ein Gespräch zwischen Rudolf Burger und Konrad Paul Liessmann, nachdem der Herausgeber Bernhard Kraller einen Überblick über das Buch gegeben hat.
Wir freuen uns auf das Wiedersehen!
Ihr Team des Literarischen Quartiers